Mai: Wildbienen

Monat Mai/2024

Kleine fleißige Summer und Brummer mit großem Appetit auf Pollen und Nektar und immenser Bedeutung für die Fruchtbarkeit unserer Landschaft und Gärten

Unsere „Hausbiene“, die Honigbiene, ist als fleißige Blütenbesucherin hoch angesehen: Wie viele Äpfel, Kirschen, Johannis- und Erdbeeren, um nur einige Früchte aufzuzählen, haben wir ihrer Bestäubungsleistung zu verdanken. Darüber hinaus bescheren uns unzählige aus den Blüten zusammengetragene Nektartröpfchen köstlichen Honig.

Ihre wildlebenden Verwandten, die Wildbienen - dazu gehören auch die Hummeln- verbringen einen großen Teil ihres Lebens vor unseren Augen verborgen und fallen durch ihre Lebensweise wenig auf, daher nehmen wir sie zumeist kaum wahr. Jedoch hängt die Fruchtbarkeit und Vielfalt unserer Landschaft und unserer Gärten in erheblichem Maße von ihnen ab, denn jede Blüte, ob in der offenen Landschaft oder im Garten, wartet darauf, bestäubt zu werden. Ihrer eifrigen Bestäubungsleistung ist es zu verdanken, dass sich zahlreiche Samen und Früchte bilden –eine unerlässliche Voraussetzung für die Vermehrung der Pflanzen und eine unentbehrliche Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten. Studien zufolge erreichen Wildbienen mit der gleichen Anzahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie allein die Honigbiene.

Bemerkenswert ist die große Vielfalt der Wildbienen, von pelzigen Mauer- und Sandbienen über unbehaarte, wespenartig wirkende Maskenbienen bis hin zu plüschigen Hummeln. Faszinierend ist zudem ihre Brutfürsorge, beginnend mit dem Bau dutzender Brutzellen bis hin zur Versorgung jeder einzelnen heranwachsenden Wildbiene mit einem für ihre Entwicklung genau bemessenen Vorrat an „Pollenbrot“, einem Gemisch aus Pollen und Nektar. Rund ein Drittel der Wildbienenarten ist auf ganz bestimmte Blüten angewiesen. Der Lebenszyklus dieser Spezialisten und ihre „Ausstattung“ zum Sammeln von Pollen und Nektar ist genau an die Blühzeiten und die Blütenformen der entsprechenden Pflanzen angepasst.

Einzeln lebende Wildbienen, Solitärbienen genannt, haben im Gegensatz zu staatenbildenden Honigbienen und Hummeln keinen Honigvorrat zu verteidigen. Sie können mit ihrem kleinen Wehrstachel die menschliche Haut nicht durchdringen. Kinder und weitere interessierte „Naturkieker“ können diese friedlichen Vertreter aus der Familie der Bienen daher gefahrlos aus nächster Nähe, beispielsweise an Nisthilfen, bei ihrem Brutgeschäft beobachten.

Es lohnt sich, in den kommenden Sommerwochen einmal näher hin-zu-kieken, die Bienchen bei ihren eifrigen Aktivitäten zu beobachten und ihnen mit nur wenigen und sehr unkompliziert umzusetzenden Maßnahmen und Hilfestellungen „unter die Flügel“ zu greifen.

 

Kleine Wildbienenkunde

 

Wildbienen einschließlich der Hummeln gehören zu den Bienen, wissenschaftlich "Anthophila" genannt. Im Plattdeutschen heißt die Biene allgemein „Imm“, die Honigbiene „Körimm". Hummeln werden plattdeutsch „Plüschmors" oder „Morsimme" genannt.

 

● Solitäre Wildbiene, Hummel, Honigbiene oder Wespe? Wie lässt sich herausfinden, um welches Insekt es sich handelt?

Alle besitzen drei Beinpaare, eine „Taille“, die Brust und Hinterleib voneinander trennt und zwei Paar durchsichtige Flügel. Sie sind der Insektenordnung der Hautflügler zugeordnet.

Bei genauem "Hinkieken" sind folgende Unterschiede zu entdecken:

  • Ein Pelz oder eine Behaarung lassen darauf schließen, dass es sich um eine Honigbiene, eine Solitärbiene oder eine Hummel handelt. Der Pelz und die feinen Härchen werden benötigt, um Blütenstaub aus Blüten zu sammeln und zu transportieren. Als Vegetarier unter den Hautflüglern ernähren Honigbienen, Solitärbienen und Hummeln sich und ihren Nachwuchs von Nektar, Pollen und süßen Pflanzensäften.
  • Es gibt auch kleine, unbehaarte Solitärbienen, die wespenartig aussehen und die Pollen in einem Kropf sammeln und transportieren, beispielsweise die Maskenbienen.
  • Honigbienen sind 1,1 bis 1,3 Zentimeter groß. Ihr Brustteil ist bräunlich behaart, ihr Hinterleib hell- und dunkelbraun gestreift. Sie nehmen Nektar in ihren Honigmagen auf und transportieren Pollen in Sammelkörbchen an ihren Hinterbeinen. Honigbienen nisten in großen Staaten von 10.000 bis 50.000 Tieren in den sogenannten Beuten der Imker oder natürlicherweise in Baumhöhlen.
  • Wespen sind nur spärlich behaart und haben eine charakteristische „Wespentaille“. Die ausgewachsenen Tiere ernähren sich überwiegend von Blütennektar und süßen Pflanzensäften. An den Nachwuchs werden Insekten als eiweißreiche Nahrungsquelle verfüttert.

● Typisch Wildbiene:

Zu den Wildbienen werden sowohl die staatenbildenden Hummeln als auch die einzeln lebenden Solitärbienen gezählt.

 

Hummeln

Etwa 7% unserer heimischen Wildbienenarten sind Hummeln. Sie leben in Staaten von 50-600 Tieren.

Hummeln sehen aus wie große, pummelige Bienen, haben eine pelzartige, meist mehrfarbige Behaarung und sind im Flug an einem tiefen, lauten Summen oder Brummen zu erkennen. Pollen und Nektar sammeln und transportieren sie in Pollenhöschen an ihren Hinterbeinen. Anhand der Farben ihres Pelzes lässt sich groß zuordnen, um welche Hummelart es sich handelt. Eine genaue Bestimmung ist anhand der Flügeladerung und der Flügelzellen ihrer Flügel möglich.

Die ersten Hummeln, die im Frühjahr beobachtet werden können, sind Hummelköniginnen. Sie haben als einzige ihres letztjährigen Staates den Winter überlebt, gut versteckt in einem Unterschlupf, und suchen in den ersten warmen Tagen nach einer geeigneten Nistmöglichkeit, um ein Nest zu bauen und einen Staat zu gründen. Je nach Art dient ihnen dazu beispielsweise ein verlassenes Mäusenest im Boden, die Höhlung eines Baumes oder ein Vogel-Nistkasten.

Gut geschützt durch ihren dicken Pelz, können Hummeln bereits bei kühlen Temperaturen von 2-6 °C ausfliegen (Honigbiene ab 10 °C), daher spielen sie bei der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen, insbesondere von Obstkulturen, eine bedeutende Rolle. Untersuchungen zufolge besucht eine einzige Hummel im Laufe eines Tages über 3.000 Blüten.

 

Solitärbienen

93% der heimischen Wildbienenarten sind einzeln lebende Solitärbienen. Diese Bienchen fliegen (bis auf wenige Ausnahmen) als Einzelgängerinnen durch das Leben, eifrig damit beschäftigt, ihr Nest in Niströhrchen anzulegen und Pollen und Nektar, sogenanntes „Pollenbrot“, einzutragen, als Futter für ihren Nachwuchs. Die Weibchen sorgen ganz allein für die nächste Bienengeneration.

Typische Merkmale der Solitärbienen:

  • Sie haben zwei relativ lange, deutlich sichtbare Fühler,
  • viele sind behaart, um Pollen sammeln zu können und haben dazu unterschiedliche „Sammelvorrichtungen“. So gibt es Bein- und Bauchsammler mit entsprechenden Behaarungen an den Beinen oder unter dem Bauch. Unbehaarte Wildbienen (beispielsweise die Maskenbienen) nutzen einen Kropf zum Sammeln von Pollen und Nektar,
  • ihre Größe kann sehr unterschiedlich sein, von 3 mm (die winzige Schmalbiene) bis zu 23 mm (die Blauschwarze Holzbiene),
  • viele Wildbienenarten sind in einem begrenzten Zeitfenster aktiv, in Abhängigkeit von den Blüten, die sie besuchen,
  • etwa 32% der Wildbienenarten sind spezialisiert, zum Beispiel auf Pollen der Blüten einer Pflanzenfamilie oder auf Pollen nur einer einzigen Pflanzenart (Fachbegriffe: „Oligolektische“ und „Streng oligolektische Arten“). Häufig lässt bereits der Name auf ihre Spezialisierung schließen: Hahnenfuß-Scherenbiene, Weiden-Sandbiene, Rainfarn-Maskenbiene oder Glockenblumen-Scherenbiene. Die Weibchen dieser Arten sind ausschließlich auf den entsprechenden Pflanzen zu finden. Die Männchen sind hingegen nicht so festgelegt. Männchen und Weibchen spielen daher eine wichtige Rolle als Bestäuber.

Die Weibchen der Solitärbienen kann man sehr gut bei ihrer Nahrungssuche beobachten, wenn sie emsig von Blüte zu Blüte und dann pollenbeladen zu ihrem Nistplatz fliegen. Die Männchen sind meistens schlanker und haben längere Fühler als die Weibchen. Sie fallen dadurch auf, dass sie sich in Gruppen in der Nähe der Nester aufhalten oder an einer bestimmten Stelle ruhen und regelmäßig wiederkehrend ihre Bahnen an Blüten oder Beeträndern entlang fliegen.

Drei Viertel der solitären Wildbienenarten legen ihre Niströhren im Boden an, bevorzugt in sandigem Boden. Nur ein Viertel der Arten bauen ihre Kinderstuben in markhaltige Pflanzenhalme oder alte Fraßgänge von Käferlarven in Totholz. Die Goldene Schneckenhausbiene nutzt leere Schneckenhäuser, um ihre Brutzellen darin anzulegen. Außerdem gibt es sogenannte „Kuckucksbienen“, die selbst keine Nester bauen und ihre Eier stattdessen in die Brutzellen anderer Wildbienen legen.

Viele Wildbienenarten sind entsprechend ihrer Fortpflanzungsbiologie an die Vorkommen ganz bestimmter Blüten angepasst und daher nur zu bestimmten Jahreszeiten zu entdecken:

 

Videos und Informationen über Wildbienen in Friesland:

 

Wildbienen-Bestimmungs-App:

BienABest Wildbienen-App, Verbundprojekt „BienABest“, Universität Ulm

 

Wildbienen-Bestimmungshilfen:

Hummel-Bestimmungshilfen:

 

Bücher, Präsentationen, Flyer, Poster, Wildbienen-Schauröhren und Bestimmungskurse:

 

Tipps zum Kennenlernen von Pflanzen und Tieren und Hinweise auf weitere Bestimmungs-Apps:

 

Aus dem Leben einer solitären Wildbiene

 

Das Leben einer jeden solitär lebenden Wildbiene beginnt in einem winzigen Ei.

Bevor ein Ei gelegt wird, bereitet die „Wildbienenmutter“ Brutzellen für den Nachwuchs vor -für jede Nachwuchsbiene eine eigene Zelle. Die Brutfürsorge übernimmt bei allen Bienen allein das Weibchen, die Männchen beteiligen sich nicht am Brutgeschäft.

Zum Anlegen der Brutzellen benötigt das Weibchen eine Röhre. Je nach Art kann dazu die verlassene Röhre einer Käferlarve in morschem Holz, das Röhrchen einer Nisthilfe, eine Nische im Mauerwerk oder ein hohler Staudenstängel dienen. Einige Wildbienen knabbern ihre Niströhren in markhaltige Pflanzenstängel hinein, beispielsweise in Brombeer-Ranken. Bodenbrütende Wildbienen graben 25-50 cm lange Röhren mit seitlichen Brutkammern in offene, sandige Bodenflächen oder zwischen breiten Pflasterfugen hindurch in sandigen Untergrund. Die kleinen Sandhaufen auf dem Gehweg oder der Terrasse deuten also möglicherweise auf Brutplätze von Wildbienen hin.

Innerhalb der Röhre legt die Biene hintereinander eine Brutkammer nach der anderen an. Die Weibchen vieler Wildbienenarten kleiden die Brutkammern zusätzlich aus, beispielsweise mit Blättern oder Pflanzenhaaren.

Anschließend trägt die Biene in die Zelle „Pollenbrot“ ein, ein Gemisch aus Pollen und Nektar. Pro Zelle unternimmt sie dazu etwa 10-30 Sammelflüge. Das Pollenbrot wird der Larve in den darauffolgenden 3-4 Wochen als Nahrung dienen. Die eingetragene Menge ist genau darauf abgestimmt, dass der werdende Nachwuchs für seine gesamte Entwicklung versorgt ist, vom Ei über das Larvenstadium bis hin zur fertigen Biene.

Nach dem Eintragen der Pollen legt das Bienenweibchen ein Ei in das vorbereitete Pollenbrot und verschließt die Brutkammer mit einer Querwand.

Auf diese Weise entsteht in der Röhre jeden Tag eine weitere Brutzelle. Im Laufe ihres Lebens legt ein Weibchen bis zu 30 Brutzellen an. In den vorletzten Zellen werden sich die Männchen entwickeln. Die letzte Zelle bleibt zum Schutz der Nachkommen unbefüllt.

Abschließend wird der Ausgang der Röhre mit einem kompakten Deckel aus Lehm, Sandkörnern oder Blattstückchen fest verschlossen. Die Durchmesser der Röhre und die Art des Röhrenverschlusses lassen häufig erste Rückschlüsse auf die nistende Bienenart zu.

Nach etwa 4-10 Tagen schlüpfen die Larven aus den Eiern und ernähren sich vom eingetragenen Pollenvorrat. In völliger Dunkelheit wachsen sie in den darauffolgenden 4 Wochen in ihren Brutkammern heran und durchlaufen mehreren Larvenstadien.

Nach dem letzten Larvenstadium spinnt jede Larve aus einem seidenartigen Faden einen Kokon um sich herum. In diesem Kokon verpuppt sie sich und verwandelt sich noch im Sommer zur fertigen Biene.

Im Kokon gut geschützt wie in einem kleinen Schlafsack, überdauert sie in der Brutkammer den Herbst und Winter und erwartet den Schlupftermin.

Schlupf im nächsten Jahr: Im darauffolgenden Jahr weckt eine innere Uhr die jungen Wildbienen. Zunächst verlassen die Männchen die Niströhre. Anschließend durchknabbern auch die Weibchen ihren Kokon und die Querwand ihrer Zelle, krabbeln aus der Röhre heraus und starten zu ihrem ersten Flug Flug -zehn Monate nach der Eiablage und einem Leben in völliger Dunkelheit.

Die Lebenszeit der geschlüpften Wildbienen beträgt etwa 6-8 Wochen. Für sie heißt es nun, sich zu verpaaren und die nächste Wildbienengeneration auf den Weg zu bringen. Findet das Weibchen zu diesem Zeitpunkt einen passenden Brutplatz und in einer Entfernung von 150 bis 300 m rund um den Neststandort ein reiches und vielfältiges Blütenangebot, das ausreichend Nektar als „Flugbenzin“ und eiweißreiche Pollen als Nahrung für die Nachkommen bietet, sind die Bedingungen ideal. In diesem Fall kann eine Wildbiene bis zu 30 Brutzellen anlegen. Muss sie jedoch größere Entfernungen zurücklegen und findet nur geringe Mengen geeigneter Pollen, kann sie nur wenige Brutzellen anlegen, entsprechend gering wird die Anzahl ihrer Nachkommen sein.

 

Was steht auf dem Speiseplan der Wildbienen und ihrer Larven?

 

Alle Wildbienen sind intensive Blütenbesucher: Sie ernähren sich und ihren Nachwuchs von Pollen und Nektar.

Ein Drittel aller Wildbienenarten ist spezialisiert auf Pollen ganz bestimmter Pflanzenarten und somit auf ein vielfältiges und üppiges Blütenvorkommen unserer heimischen Flora angewiesen. So benötigt beispielsweise

  • die Rainfarn-Maskenbiene Blüten des Rainfarns,
  • die Glockenblumen-Sägehornbiene Blüten von Glockenblumen,
  • die Hahnenfuß-Scherenbiene Blüten des Hahnenfußes, auch "Butterblume" genannt und
  • die Weiden-Sandbiene blühende Weidenkätzchen als Nahrungsquelle.

Da Wildbienen nur kurze Entfernungen von höchstens 150 bis 300 m zwischen Nahrungsquelle und Niststandort zurücklegen, profitieren sie von einem kleinräumigen Mosaik natürlicher Strukturen mit einer Vielfalt verschiedener Blütenpflanzen, darunter auch blühende Gehölze wie beispielsweise Weiden.

 

Ein Friesland ohne Wildbienen? -Ökologische Bedeutung der Wildbienen

 

Wildbienen, ob staatenbildende Hummeln oder einzeln lebende Solitärbienen, sind als Bestäuber von unschätzbarer Bedeutung für den Erhalt unserer heimischen Pflanzenvielfalt, für das Bestehen unzähliger Ökosysteme und für die Qualität unserer Nahrung.

Die Bestäubungsleistung dieser kleinen, fleißigen Insekten ist eine Voraussetzung dafür, dass Blühpflanzen Samen, Beeren und Früchte bilden und sich vermehren können. Die Früchte dienen zudem anderen Tieren, beispielsweise der Vogelwelt, als Nahrung. Ohne Wildbienen würde daher nicht nur die natürliche Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt in der offenen Landschaft und in unseren Gärten verarmen. Auch die Erträge von Obstbäumen, Beerensträuchern, Feldfrüchten und weiteren Nutzpflanzen würden sich erheblich reduzieren. Studien zufolge erreichen Wildbienen mit der gleichen Anzahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie allein die Honigbiene.

Somit tragen Wildbienen zur Nahrungs- und Lebensgrundlage unzähliger Organismen bei und sind für einen funktionierenden Naturhaushalt unverzichtbar.

Wildbienen sind in allen ihren Lebensstadien auf Pollen und Nektar als Nahrung angewiesen. Viele Arten sind zudem auf Pollen einer Pflanzenfamilie oder nur einer einzigen heimischen Pflanzenart spezialisiert. Fehlt ihnen diese Pflanze im Umfeld ihrer Brutröhrchen oder werden die Blüten zur Blütezeit abgemäht, dann mangelt es ihnen an Nahrung, so dass sie keinen Nachwuchs auf den Weg bringen können. Auch der Wohnraum zum Anlegen der Niströhrchen in Bohrlöcher morscher Äste, in Brombeer- und Staudenstängel, in sandige, offene Bodenflächen, in breite Pflasterfugen und verlassene Schneckengehäuse wird in einer zunehmend strukturarmen Landschaft knapp.

Da viele Wildbienenarten bei der Wahl ihres Nistplatzes, ihres Baumaterials und ihrer Nahrungspflanzen hochspezialisiert sind, reagieren sie besonders empfindlich auf Beeinträchtigungen ihres Lebensraumes. Sie erfüllen daher eine wichtige Funktion als Bioindikatoren. Das Fehlen oder Vorhandensein von Wildbienenarten weist somit auf ökologische Veränderungen und den Zustand unserer Landschaft und ihrer biologischen Vielfalt hin.

Von den 341 in Niedersachsen beheimateten Wildbienenarten sind laut Roter Liste Niedersachsens von 2023 62,2% als gefährdet oder verschollen eingestuft.

 

Was können wir tun?

 

Wildbienen sind dort zu Hause, wo sie ein vielfältiges Angebot blühender heimischer Pflanzen als Nahrungsquelle und vielfältige natürliche Strukturen zur Anlage ihrer Brutröhrchen vorfinden. Da sie nur eine geringe Flugdistanz von wenigen bis maximal 100-300 Metern zwischen Brutplatz und Nahrungsquelle zurücklegen, ist für sie eine kleinräumige Vernetzung von großer Bedeutung.

● In der offenen Landschaft, an Straßen- und Wegrändern, an Feldrainen, auf öffentlichen Grünflächen, Grünflächen von Gewerbebetrieben usw. bedeutet das:

  • Naturnahe, artenreiche, reichblühende Weg- und Straßenränder, Feldraine, öffentliche Grünflächen und Gewerbeflächen erhalten und entwickeln und diese abschnittsweise mähen, so dass stets ein abwechslungsreiches Blütenangebot zur Verfügung steht,
  • Holzstämme und Äste nach Schnittmaßnahmen von Gehölzen vor Ort liegen lassen, außerdem Habitatbäume stehen lassen, da Wildbienen in verlassenen Bohrlöchern von Käferlarven ihre Brutkammern anlegen,
  • Brombeerranken und Staudenstängel den Winter über stehen lassen, da Wildbienen in den hohlen Stängeln ihre Brutkammern anlegen und darin überwintern,
  • ein abwechslungsreiches Mosaik an natürlichen Strukturen wie Feldgehölze, Bäume, Hecken, Saum- und Bracheflächen erhalten, erweitern und abschnittsweise pflegen.

● Im Garten:

Unsere Gärten haben durch ihre kleinräumige Vernetzung und ihren insgesamt betrachtet erheblichen Flächenanteil ein großes Artenschutzpotenzial. Durch eine naturnahe Gartengestaltung können wir zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt beitragen, indem wir:

  • Eine blütenreiche Wiese anlegen, bevorzugt mit regionaltypischen Pflanzenarten, diese abschnittsweise mähen,
  • einen Teilbereich des Rasens ungemäht belassen, so dass sich daraus eine Naturwiese entwickeln kann; diese jeweils Ende März auf einer Höhe von 10-15 cm abmähen und das Mahdgut abtragen,
  • Stauden- und Kräuterbeete anlegen, Staudenstängel als Überwinterungsmöglichkeit für Wildbienen den Winter über stehen lassen und erst gegen Ende März/Anfang April in den ersten warmen Frühlingstagen des Folgejahres zurückschneiden,
  • Sträucher und Bäume, beispielsweise Sal- oder Silberweide, Obstbäume, Beeren- und Holundersträucher erhalten oder neu anpflanzen und abschnittsweise pflegen,
  • die eine oder andere „wilde Ecke“ im Garten belassen, diese bei Bedarf abschnittsweise pflegen,
  • Altholz in einer ungestörten Ecke des Gartens anhäufen und vergehen lassen,
  • Nisthilfen z.B. in Form eines „Wildbienen-Hotels“ oder Sandariums anbieten,
  • insektenfreundlich gärtnern, ohne den Einsatz chemischer Pflanzen- und Insektenschutzmittel. In einem naturnahen Garten wird beispielsweise Blattlausbefall durch das Vorkommen von Meisen, Marienkäfern, deren Larven, den Larven von Florfliegen, Schwebfliegen etc. durch die natürliche Selbstregulation reduziert,
  • an heißen Tagen den Bienen Wasser in einer Insektentränke oder flachen Schale anbieten.

Einem entkräfteten Einzelbienchen kann geholfen werden, indem etwas Zucker oder Honig in lauwarmem Wasser aufgelöst wird und ihm dieser „Energie-Trunk“ auf einem Löffel, in einem umgedrehten Deckel, Legostein oder anderen kleinen Gefäß angeboten wird.

Weitere Informationen:

 

● Die heimische Pflanzen- und Tierwelt beobachten, kennenlernen und die Datengrundlage verbessern:

Artenkenntnis ist eine wesentliche Voraussetzung für Artenschutz: Wenn wir die heimischen Pflanzen- und Tierarten, ihre Lebensweise und ihre Vorkommen kennen, können wir sie gezielt fördern, schützen und ihre Bestände langfristig erhalten. Eine umfangreiche Informations- und Datengrundlage über ihre Vorkommen und Bestandsentwicklungen ermöglicht darüber hinaus einen zielgerichteten und effizienten Artenschutz.

Für den Landkreis Friesland stellt das Projekt Naturkieker kostenlos das Naturkieker-Portal und die Naturkieker-App zur Verfügung. Jede eingegebene Beobachtung liefert wertvolle Hinweise auf das natürliche Arteninventar im Landkreis Friesland und trägt dazu bei, die Datenlage kontinuierlich zu verbessern.

 

Weitere Mitmach-Aktionen:

 

Wie sind Wildbienen geschützt?

 

Viele Wildbienenarten sind durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Der Schutzstatus kann eingesehen werden im Wissenschaftliches Informationssystem für den internationalen Artenschutz (WISIA), Artenschutzdatenbank des Bundesamtes für Naturschutz, Bonn.

Weitere Informationen:

 

Ansprechpartner für Fragen rund um den Wildbienenschutz im Landkreis Friesland:

Untere Naturschutzbehörde, Lindenallee 1, 26441 Jever; Jens Eden, E-Mail: j.eden@friesland.de, Tel.: 04461-919-5050; Judith Vossel, E-Mail: j.vossel@friesland.de, Tel: 04461-919-5061.

 

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